Das hier ist das Gefängnis in Siegburg. Eigentlich sagt man Justizvollzugsanstalt.
Ihr wolltet von uns wissen: Wie ist es eigentlich, wenn man im Gefängnis lebt? Also wenn man sozusagen den ganzen Tag und die ganze Nacht Stubenarrest hat? Genau das werd ich heute für euch rausfinden. Deshalb bin ich mit nem Gefangenen verabredet, mit Johnny.
Es ist sechs Uhr morgens. Die Eingangstür ist die erste Tür, die zu Johnny führt. Dem Beamten hinter der Glasscheibe gebe ich meinen Ausweis und mein Handy, das darf ich nämlich nicht mitnehmen. Dann geht's durch die zweite Tür und durch die dritte. Eine Tür geht nur auf, wenn die davor zu ist. An der vierten Tür holt mich der Beamte Herr Fischer ab.
Guten Morgen. - Guten Morgen, hallo.
Er führt mich über den Gefängnishof. Die Mauern hier sind ziemlich hoch.
Hier geht es durch Tür fünf - ein Gittertor.
Tür sechs führt in das Haus der Häftlinge, Tür sieben und Tür acht auf das Stockwerk, Tür neun ist dann der Eingang zum Zellenflur. Hier wohnen die Strafgefangenen. Herr Fischer hat alle neun Türen mit nur zwei Schlüsseln geöffnet. Die sind durch ein Gelenk verbunden und die Schlüsselbärte, also die Zacken, die hält man versteckt in der Hand. Ihre Form soll keiner sehen, damit man sie nicht nachmachen kann.
In der Mitte des Flurs sitzen die Beamten im Büro. Sie betreuen die Häftlinge auf dieser Etage.
Guten Morgen, hallo. Johnny wartet schon!
Herr Stöcker bringt mich zu Johnnys Zelle. Die 10. Tür.
Hallo Johnny, ich bin Ralf.
Ich bin der Johnny.
Johnny ist 21 Jahre alt und für 3 Jahre hier, weil er Autos geklaut hat und in Geschäfte eingebrochen ist.
Viele von unseren Zuschauern wollten wissen, wie's im Gefängnis aussieht.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich hab das früher auch so gehabt, wo ich noch nicht hier war, da hab ich mir auch immer Gedanken gemacht, wie es denn hier drinne so aussieht und so. Ja und jetzt -
Jetzt biste drin.
- bin ich selber hier.
Und das ist deine Zelle?
Ja, das ist meine Zelle.
Wolln wir mal reingehen und kuckn?
Könn wir machen.
Das Zimmer ist echt klein und eng. Da drin steht ein Bett und ein Schrank und überall sind Fotos von seiner Familie und von Freunden. Da ist ein Radio und er hat einen Fernseher. Das hat er sich alles von seiner Familie schicken lassen. Da ist ein Stuhl und ein Tisch und das Fenster ist vergittert - zweimal. Einmal mit so dicken Gitterstäben, damit man nicht rausklettern kann und einmal mit Maschendraht, damit man nichts aus dem Fenster wirft.
Die Tür zur Zelle wird von außen abgeschlossen. Ist ja auch klar, ist ja ein Gefängnis. Daneben ist ein Klo und auf der anderen Seite ein Spiegel und ein Waschbecken mit kaltem Wasser.
Wir ham auch Duschen, da könn wir dreimal die Woche duschen. Das Problem ist, ich kann dir die jetzt nicht zeigen, weil wir ja jetzt hier eingesperrt sind. Ja...
Und das ist mein Schrank hier.
Im Schrank sind ein paar Klamotten, Handtücher, DVDs, Schulsachen und - viel Ketchup. Den scheint Johnny richtig gern zu mögen.
Morgens um sechs bekommt er ein Frühstück in die Zelle. Heute Brot mit Quark. Jetzt wartet Johnny darauf, dass es 8 Uhr wird. Und ich auch. Dann wird die Zellentür aufgeschlossen.
Wir gehen raus und zusammen mit den anderen Gefangenen in den Klassenraum. Der ist auf dem Flur nur ein paar Türen weiter.
Auch der Klassenraum hat Gitter vor den Fenstern. In diesem Gefängnis sind die Gefangenen jung. Sie haben keinen Schulabschluss und können den hier nachholen. Dafür müssen sie viel lernen. Heute steht als erstes Mathe bei Frau Richter auf dem Stundenplan.
"Wer kann mir noch einmal erklären, wie ich den Flächeninhalt eines Dreiecks berechnen kann?"
"Den Flächeninhalt berechne ich mit der Formel (g*h)/2."
Es geht genau so zu wie in jeder Schule draußen.
