Mit dieser Ansicht stieß er auf starke Kritik. Kahn argumentierte aber unbeirrt, dass es nicht nur scheinheilig sei, diese Diskussion nicht führen zu wollen, sondern sogar dem offiziellen Standpunkt im Kalten Krieg schade. Wenn das Volk nämlich nicht bereit sei, der Gefahr ins Auge zu sehen, die ein Atomkrieg mit sich bringe und ihn grundsätzlich ablehne, nähme man dem Drohszenario der USA gegenüber der Sowjetunion die Glaubwürdigkeit: die Russen könnten annehmen, die USA seien nicht bereit, im Ernstfall auf einen (konventionellen) Angriff mit einem (nuklearen) Erstschlag zu antworten. Dann sei alle militärische Machtdemonstration nur ein Bluff, der spieltheoretisch durchschaubar und damit unwirksam sei. In Anbetracht der nuklearen Aufrüstung des Gegners müssten die USA ihr Bedrohungsszenario aber nicht nur glaubwürdig präsentieren, sondern sogar noch ausbauen: die sogenannte Zweitschlagskapazität, also die Möglichkeit, selbst nach einem verheerenden atomaren Angriff noch zurückschlagen zu können und die UdSSR zu vernichten, sei unverzichtbar. Dies war der Grundgedanke der mutual assured destruction (MAD), in der beide Seiten die Möglichkeit besitzen, die andere selbst nach einem überraschenden Erstschlag noch zu vernichten und somit jeden Angriff völlig sinnlos erscheinen zu lassen. Dabei dürften aber die konventionellen Streitkräfte nicht vernachlässigt werden. Beim Auftreten kleinerer Konflikte müssten diese noch auf traditionelle Weise ausgefochten werden können, ohne direkt auf Atomwaffen zurückgreifen zu müssen.
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