Sommer 2007. Der Berliner Student Wanja Oberhof hat die Idee, eine Zeitung anzubieten, die man sich aus verschiedenen Zeitungen selbst zusammenstellen kann. Gemeinsam mit Studienkollege Hendrik Tiedemann wird die Idee in der ersten eigenen Redaktion in die Tat umgesetzt.
Um Artikel aus bestehenden Zeitungen anbieten zu können, müssen Verträge abgeschlossen werden. Wanja hat Erfolg und das Projekt nimmt langsam Fahrt auf. Über zweieinhalb Jahre tüftelt das Team am Konzept der Zeitung. Am 16. November 2009 ist es endlich soweit: sie halten das erste Exemplar in den Händen.
Die ersten Abonnenten stehen schon in den Startlöchern, doch der große Erfolg bleibt aus. Drei Jahre später treffen wir den Gründer Wanja Oberhof in Berlin.
Ja, der erste Anlauf, der hat ja jetzt nicht so geklappt, wie geplant. Wir haben's grad gesehen. Was issen [= ist denn] da auf einmal so schief gelaufen?
Hm, wir haben trotz extrem positiver Resonanz von Lesern und Anzeigenkunden, ähm, nach wie vor große Probleme im Druck und in der Logistik gehabt und haben das auch nach einem Jahr nicht gelöst. Äh ... was dazu geführt hat, dass wir irgendwann gesagt haben, wir müssen jetzt ... wir müssen das jetzt stoppen, weil wir eben keine Zahlkunden gewinnen.
Wie war denn der Moment, wo auf einmal klar war "hey, das wird nix mehr"?
Oh, der war besonders bitter, logischerweise. Wenn man so lange sein eigenes Baby mit aufbaut und dann irgendwann sagt "hier ist jetzt Schluss", das tut natürlich weh.
Auf der anderen Seite war es ja nie so ein endgültiges Ende, weil wir immer weiter gemacht haben und auch damals schon wussten, irgendwie war's das jetzt noch nicht sondern da muss noch was kommen.
Der zweite Versuch lässt nicht lange auf sich warten. Im Februar 2011 entwickelt die niiu-Redaktion eine digitale Ausgabe ihrer Zeitung. Seit dem 2. April 2013 kann sie als App heruntergeladen werden. Bis jetzt ist sie nur für das Apple iPad verfügbar.
Die niiu-App startet jetzt schon direkt in einem Artikel, den ich geöffnet habe. Das ist im Prinzip meine tägliche, ganz persönliche Titelseite. Und hier hab ich jetzt eine bunte Auswahl getroffen aus Lokalem aus München, Sport aus der "Bild" und Politik aus der "Welt" und kann mir eben hier meine verschiedenen Kombinationen zusammenstellen; jeder nach seinen äh Interessen, und kann sie mir dann einfach durch einfachen Klick öffnen, kann sie lesen, kann sie sharen, kann verschiedene Dinge damit machen, die in der Print-Zeitung logischerweise nicht möglich waren.
Und was ist diesmal anders, warum klappt es dieses Mal?
Naja, weil die beiden ganz großen Probleme, der Druck und die Logistik, aufm [=auf dem] iPad zum Glück nicht mehr zum Tragen kommen, so dass wir sicher sind, dass der Kunde jeden Tag ein extrem gutes Produkt bekommen kann.
Wird's jetzt die Zeitung der Zukunft, ja oder nein?
Ja, ich sag natürlich "ja", wir sind äh, wir sind optimistisch. Wir freuen uns, wir haben ein total positives Feedback von den ähm Lesern jetzt bekommen. Aber man kann es ehrlicherweise nach 14 Tagen natürlich nicht sagen. Und ich glaube, es ist ein Part, wie Medien in der Zukunft gestaltet werden können. Da wird's noch ganz viele andere spannende Lösungen geben, aber ich glaube wir sind auf einem ganz guten Weg.
Danke schön!
Gerne!
Ein guter Weg. Dank einer guten Idee, viel Kreativität und dem Willen nicht aufzugeben.
Vielen Dank!