Sesamstraße präsentiert: Des Kaisers neue Kleider
Vor langer, langer Zeit lebte in einem wunderschönen Land ein mächtiger Kaiser.
Kaiser: „Ja, ich bin der Kaiser. Und deshalb muss ich auch jede Stunde genau nachschauen, ob meine Staatsgewänder noch ordentlich sitzen.“
Eines Tages kam ein ganz gewitzter Schneider an den Hof des Kaisers, der behauptete, die schönsten Kleider der Welt zu haben.
Schneider: „Hallo, Herr Kaiser! Ich habe die schönsten Kleider der Welt für Euch!“
Kaiser: „Äh, so etwas wie diesen Mantel da?“
Schneider: „Dieser Mantel ist aus Federn von echter Palasttaube, hm.“
Kaiser: „Taubenfedern?“
Schneider: „Ja.“
Kaiser: „Oh ja, das gefällt mir gut!“
Schneider: „Ha, aber das ist doch noch gar nichts! Ihr braucht etwas Besseres! Etwas Neues! Ihr braucht die heißesten Klamotten, die je ein Mensch getragen hat! Und ich habe sie bei mir. Wollt Ihr mal sehen?“
Kaiser: „Ähem, ja, schon.“
Schneider: „Und das Beste: Nur wer wirklich klug ist und Geschmack hat, kann diese Kleider sehen.“
Kaiser: „Ähem, das heißt, alle die, die meine Kleider nicht sehen können, sind dumm?“
Schneider: „Genau!“
Kaiser: „Äh, ja, das sollte ich mir nicht entgehen lassen!“
Schneider: „Dann fangen wir sofort an! Eure Majestät, dort entlang, bitte. … Darf ich? So, wenn Ihr gestattet? Und das auch noch?“
Kaiser: „Das soll ich auch ausziehen?“
Schneider: „Ja, ja! So, und jetzt nichts wie rein in die schönen neuen Gewänder!“
Kaiser: „Ja.“
Schneider: „Hm-hm, so … Ach, schon fertig! Oh, oh, [es] sitzt perfekt. Hm! Ta-ta!“
Kaiser: „Sind Sie sicher?“
Schneider: „Aber ja! Oh, oh, fantastisch! Das solltet Ihr unbedingt [Eurem] Volk vorführen!“
Kaiser: „Hm … Ja!“
Kaiser: „Zeigen Sie mir mal die neuesten Trends!“
Schneider: „Aber gern, mein König!“
Kaiser: „Ja, ja.“
Schneider: „Ha-ha, ha! Die allerneuste Kreation, ich weiß, Ihr ahntet es wohl schon, ist so unbegreiflich schön!“
Kaiser: „Na, so gesehen …“
Schneider: „So ein königlicher Hauch verschönt den königlichen Bauch, nur ein Kenner kann es sehen.“
Kaiser: „Äh, he-he …“
Schneider: „In der Vollendung unsichtbar, ist dies‘ Gewand so wunderbar, sodass wohl jedermann es liebt.“
Kaiser: „In der Tat!“
Schneider: „Es wirkt so reich, oh ja, mich dünkt, Ihr wirkt so wunderbar verjüngt. Ein dummer Mensch, der das nicht sieht!“
Kaiser: „Ah, ha, ha, ha, wer das nicht sieht! Das, das sieht man ja gleich.“
Schneider: „Natürlich. Denn, wer das nicht sieht, ist dumm!“
Kaiser: „Ah, ja.“
Untertanen: „Dumm! Dumm!“
Schneider: „Ganz schrecklich dumm!“
Kaiser: „Unfassbar dumm!“
Schneider: „Denn Ihr, mein König, seid schön!“
Kaiser: „Oh, ja!“
Untertanen: „Schön! Schön!“
Schneider: „So frisch, spontan, die Eleganz!“
Kaiser: „Und diese Prise Nonchalance! Ich seh sofort, wenn alles stimmt!“
Schneider: „Ach! Eure Schönheit, Eure Macht, erblüht in diesem Stoff zur Pracht, [er] umspielt sie wie der Wind!“
Kaiser: „Ja, toll! Ich werde sicher weltbekannt durch dies‘ erhabene Gewand!“
Schneider: „Und wer den Namen Eurer Hoheit nennt …“
Kaiser: „Ja?“
Schneider: „… hat das Vermögen und Gespür.“
Kaiser: „Der Dumme kann halt nichts dafür, wenn er die Schönheit nicht erkennt.“
Schneider: „Denn er ist ...“
Untertanen: „… dumm, dumm, dumm!“
Schneider: „Ganz schrecklich …“
Untertanen: „… dumm, dumm, dumm!“
Schneider: „Denn Ihr, mein König, seid schön!“
Kaiser: „Allerdings!“
Untertanen: „Schön, schön, schön!“
Schneider: „Ganz wunderschön!“
Untertanen: „Schön, schön, schön!“
Schneider: „Oh, König, Ihr seid so schön!“
Kaiser: „Seht alle her, wie schön ich bin!“
Untertanen: „Schön, schön, schön!“
Kaiser: „Ich glaube sogar, ich bin der Schönste von allen!“
Schneider: „Ja.“
Kaiser: „Nein, ich bin mir ziemlich sicher, ich bin der Schönste von allen.“
Schneider: „Eben!“
Kleines Mädchen: „Der Kaiser hat ja gar nichts an!“
Wolf: „Stimmt eigentlich!“
Kaiser: „Was [haben] Sie mir hier angedreht?“
Gelächter.
Schneider: „Kein Problem! Nehmt doch so lange das hier!“
Wolf: „Äh, was ist denn das?“
Schneider: „Ah!“
Wolf: „Ein Quietscheentchen-Handtuch! Toll!“
Alter Mann: „Das ist ja Wahnsinn!“
Kleines Mädchen: „Das will ich auch!“
Wolf: „Ich will auch eins! Ja, so eins!“
Schneider: „Ja, da hab‘ ich noch mehr davon! Bitteschön!“
Untertanen rufen durcheinander.
Und so wurde der Kaiser doch noch von allen bewundert, denn er war wirklich wunderschön.