Nicht zu schnell, bitte!
Strahlenden Glanz für ihre graue, geplagte Stadt hatten sich die Duisburger von der Love Parade erhofft. Doch nach der Katastrophe sind die Menschen voller Trauer - und fürchten zudem, als "ewige Verlierer" gebrandmarkt zu sein. Ihre Wut richtet sich vor allem gegen einen: ihren Oberbürgermeister.
"Hömma", sagt Detlef Kruse, einer von knapp 300 Duisburgern, die an diesem Donnerstagmorgen vor ihr Rathaus gezogen sind. Um zu protestieren, um zu trauern. Um ihre Wut rauszulassen auf ihren Oberbürgermeister, der sich dort seit Tagen verschanzt.
"Hömma", sagt also Detlef Kruse und blickt abschätzig auf die anderen Demonstranten - sie recken Plakate in die Höhe, auf denen sie Aufklärung über die Hintergründe der Love-Parade-Katastrophe fordern - "rufen bringt nichts! Der Sauerland ist doch mit seinen Bodyguards abgetaucht, der will bis Oktober durchhalten, um seine Rente zu kassieren. Die Aufklärung is' dem egal."
Adolf Sauerland - auf den CDU-Politiker konzentrieren sich die Gefühle von Ohnmacht und Zorn der Duisburger, die sich nach dem traumatischen Desaster vom Samstag nicht mehr wohl fühlen in ihrer Stadt. Nicht, dass man als Duisburger auf Rosen gebettet wäre. Doch nun fürchten viele, dass der Name Duisburg dauerhaft verbunden bleiben wird mit der Love-Parade-Katastrophe vom 24. Juli 2010 - und dem beschämenden Sich-Davonstehlen aus der Verantwortung, das nahezu alle Entscheidungsträger seit Tagen betreiben.