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newton0182
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Was mich sehr erstaunt hat und erschrocken hat, ist, dass doch sehr viele Leute auch aus dem nahen Umfeld einem dann den Rücken kehren. Also klar, man ist vorher der Held, wenn Investoren kommen – aber dann wenn‘s dann eben mal zu Ende ist, dann ist es auch bei einigen Freunden, wo ich wirklich auch sehr überrascht war, die ich schon lange vor der Gründung von Carzapp kannte, aus gewesen mit der Freundschaft.
Oliver Lünstedt ist mit seinem Start-Up pleitegegangen. Er hat einen digitalen Schlüssel erfunden, mit dem lassen sich per Smartphone Autos öffnen. Herkömmliche Wagen können damit nachgerüstet werden. Für seine Innovation heimste er mehrere Preise ein, trotzdem ging ihm nach vier Jahren das Geld aus – und das hat ihn gezeichnet.
Es war erst mal ein ziemlicher Schock auf nem Freitagabend Ende November, wo wir erfahren haben, dass das Investment, was eigentlich schon in trockenen Tüchern war und die Verträge ausgehandelt waren, dass das nicht kommen wird, wo sich jemand spontan umentschieden hat. Dann ging es los, dass man versucht hat, auf schnellstem Wege zu gucken: Gibt es noch Möglichkeiten, irgendwoher Geld zu bekommen?
Anderthalb Millionen Euro hat er verbrannt: Geld vom Serverbetreiber, von Investoren und Bekannten. Zehn Mitarbeiter musste er entlassen. Auf Messen für Firmengründer wird kaum über das Scheitern gesprochen. Hier herrscht grenzenloser Optimismus, obwohl neun von zehn Start-Ups in Deutschland erfahrungsgemäß missglücken. Wer scheitert wie Oliver Lünstedt, schweigt lieber darüber, doch der Wirtschaftsingenieur geht offen mit seinem Fehlschlag um.
Wir hätten das Produkt früher an den echten Kundenbedarf anpassen müssen: Also wir haben zu lange in die Richtung entwickelt, in der wir dachten, dass der Kunde es haben möchte, und haben zu spät gemerkt, dass der Markt eigentlich in ‚ner ganz anderen Ecke für uns liegt und wir pivotieren, wie man sagt, also die Strategie wechseln sollten.
Tobias Zumbült ist sogar zweimal gescheitert – trotzdem meidet man ihn nicht in der Geschäftswelt.
Meine Kunden, die ich jetzt habe, die schätzen, was ich weiß, und sehen es nicht als Stigma oder als Malus. -Also, die Angst ist jetzt unbegründet, also dass man auch mal offen darüber redet?
Im professionellen Bereich ist es unbegründet, im gesellschaftlichen ist es schon so, dass ich von Freunden und Familie auch die Frage bekomme: Also du bist gescheitert und berätst jetzt andere? Also du bist mit ‘nem Unternehmen gescheitert und berätst andere Unternehmen? Das geht doch nicht. Aber es geht, es geht sehr gut. -Solche Erfahrungen nehmen jungen Menschen die Angst vor der Selbstständigkeit.
Ja, dass es wahrscheinlich gar nicht so schlimm ist zu scheitern, dass es mehr Mut erfordert erst mal anzufangen und dann kann man ja weitergucken, wie es läuft und ja vielleicht dann doch diesen … dieses Wagnis eingehen. Und es ist gar nicht so schlimm, die Leute leben noch und offenbar sind die auch ganz glücklich.
Ich hab daraus gelernt, dass ich nicht so viel Risiko vielleicht eingehe, so was vielleicht Geldaufnahme betrifft, und versuche, so wenig wie möglich Fremdkapital aufzunehmen.
Wenn ein Wille da ist, man für die Idee kämpft und wirklich auch Durchhaltevermögen beweist, dann kann man schon viel bewegen.
Oliver Lünstedt hat eine neue Firma gegründet. Mittlerweile kann er auch Bürotüren digital öffnen. Den Neustart wagte er in einem Berliner Gründerzentrum, finanziert unter anderem mit den Ersparnissen seiner Mutter. 350 Euro Miete zahlt er hier. Das Budget ist auch sonst schmal, dafür schreibt seine neue Firma von Anfang an schwarze Zahlen.
Das ist jetzt das erste Mal, dass wir und dass ich auch wirklich ich sag mal beruhigt schlafen kann, sagen kann: Auch in zwei, drei Monaten muss ich mir nicht die Sorgen machen, wo kommt das Geld her, um die Miete, die Mitarbeiter, ihre Gehälter zu bezahlen. Das ist insofern deutlich entspannter.
Für das weitere Wachstum will er demnächst den Nachbarraum anmieten. Er will drei zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Zu den Kunden gehören inzwischen ein Autovermieter ebenso wie die Deutsche Telekom. Die Pleite steckt ihm noch immerin den Knochen, doch der Traum vom erfolgreichen eigenen Unternehmen scheint nun endlich wahr zu werden.

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